Leserbriefe

Leserbriefe

Kooperation auf der Grundlage des Gemeinschaftsgefühls statt Profitgier

Liebe Redaktion von Zeit-Fragen,
wir möchten Euch unseren Dank aussprechen für die Standortbestimmung zum Jahresbeginn, die noch einmal die unerlässlichen Grundbedingungen unseres Zusammenlebens in allen Facetten dargelegt hat, und einige unserer Gedanken dazu formulieren.
Ein Beispiel für die Verwirklichung der Werte im Sinne der Standortbestimmung ist der kleinbäuerliche Betrieb Hackenberg im Thurgau.
Er ist ein Modell für die Ernährungssouveränität. Dabei geht es auch um den Erhalt und die Kultivierung von Pflanzensorten und Tierrassen, die sich in spezifischen regionalen und klimatischen Bedingungen bewähren.
Wie wichtig und geschätzt die ernsthafte Forschung und die Umsetzung und Entwicklung der Ziele des Hofes sind, zeigen seine zahlreichen Auszeichnungen unter anderem für Züchtungen von Saatgut und Tieren und die Tatsache, dass Besucher aus anderen Ländern und Kontinenten die Möglichkeit nutzen, an diesem Beispiel zu lernen.
So stellt der landwirtschaftliche Betrieb am Hackenberg ein zukunftsweisendes Beispiel für eine dezentrale, vom Erzeuger bestimmte nonindustrielle Nahrungsversorgung dar, deren Gelingen auf der Zusammenarbeit, dem Engagement und der Fachkunde vieler engagierter Menschen beruht. Jeder, der daran teilhat, erfährt die Bedeutung dieser Arbeit für alle Ebenen des konstruktiven menschlichen Zusammenlebens und -arbeitens.
Immer mehr Menschen wird bewusst, dass die Ausbeutung der Natur und die weltweite Übernahme der Nahrungsmittelproduktion und -vermarktung durch Monopole wie Monsanto, die kleine Betriebe zugrunde richtet, zu Abhängigkeiten führt und weder dazu beiträgt, die Armut zu lindern, noch die Ernährung künftiger Generationen und das Überleben auf diesem Erdball zu sichern.  
Das Überleben der Menschheit wird nicht durch Profitgier, sondern durch ihre Fähigkeit zur Kooperation auf der Grundlage des Gemeinschaftsgefühls ermöglicht.
Empörend ist es, dass dieses kostbare Werk durch eine Person [Name der Redaktion bekannt] destruktiv durch den Missbrauch von Vertrauen, den Mangel an Offenheit, durch Manipulation und die Ausrichtung am Prinzip rein ökonomistischen Denkens unterminiert und gefährdet wurde. Da Vertrauen die Grundlage des Friedens unter den Menschen ist, berührt ein solches Vorgehen den Lebensnerv menschlichen Zusammenlebens und Zusammenwirkens und ist Gift für eine tragfähige, konstruktive Zusammenarbeit zum Wohle aller.
Wir sind froh, dass es gelungen ist, diesen Angriff abzuwehren und dieses zukunftsweisende Modell weiterzuführen.
Wir danken besonders Frau Dr. Buchholz-Kaiser für die immerwährende Auseinandersetzung mit unserem Menschenbild mit dem Ziel der Verwirklichung der in der Standortbestimmung beschriebenen Grundlagen eines menschlichen Zusammenlebens und freuen uns darauf, mit ihr zusammen diesen Weg fortzusetzen.

Mitglieder der Genossenschaft Zeit-Fragen aus Berlin

«Ami go home» – Europa braucht nicht die falschen Theorien aus den USA

Mit grossem Interesse habe ich den Beitrag von Herrn Dr. Andreas Bau in Zeit-Fragen Nr. 1, erschienen am 14. Januar 2014, gelesen.
Obwohl ich kein Mediziner bin, war das, was Herr Dr. Andreas Bau schreibt, immer auch mein innerstes Gefühl bezüglich der Psychiatrisierung des kindlichen Verhaltens. Wie ich dem Artikel entnommen habe, gibt es aber immer noch viele Kinderärzte, die Kinder mittels Ritalin von ADHS heilen wollen.
Solange auch unsere Politiker, die USA, private Stiftungen wie Bertelsmann oder ähnliche in anderen Ländern den Homo oeconomicus, den Lehrplan 21 und die Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg unterstützen, wird sich auch hier nur sehr langsam etwas zum Wohle der Kinder ändern. Einige Änderungen sind natürlich schon im Gange. Solange es aber Ärzte wie Dr. Gritz gibt, die unter dem Einfluss der Pharmaindustrie stehen, werden weiterhin die Änderungen zum Besseren nur schleppend voranschreiten. Aber sie schreiten auf jeden Fall voran, und das ist gut.
Als Schulkind hätte ich damals bestimmt auch Ritalin, zur Heilung meiner Lebhaftigkeit in der Schule und auch sonst, bekommen. Ich bin froh, dass damals in Jugoslawien die USA keinen Einfluss hatten wie heute in Europa. Die Politiker in Europa haben heute einfach keinen Mut, sich dagegen zu stemmen. Es fehlt einfach schon lange jemand, wie es damals in Frankreich Charles de Gaule war, der auch der Nato gesagt hat: «Ami go home».

Dušan Radakovic, München

 

«Kinder zu behandeln, als seien sie krank, macht sie erst krank»

Ihrer Redaktion sei gedankt, den aufklärenden Bericht über den Anstieg von Lernschwierigkeiten und seelischen Auffälligkeiten des Pädiaters Dr. med. Andreas Bau veröffentlicht zu haben. Die Zunahme einer nicht beherrschbaren Unruhe von Kindern in den zivilisierten Ländern hat seit einigen Jahren zu einer bedrängenden Diagnose, ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) geführt. In hohen Prozentsätzen werden solche Kinder mit Ritalin gedopt.
Als langjährig praktizierender Kinderarzt in Hamburg hat Dr. Bau den Werdegang dieses seit 20 Jahren weit verbreiteten Medikaments verfolgt. Er schreibt: «Ritalin wurde als grosser Fortschritt dargestellt, sozusagen als Königsweg. […] Eine psychiatrische Diagnose dieser Art bedeutet für viele Kinder eine lebenslange schwere Hypothek. Die ‹Diagnose› ADHS usw. ersetzte alle vorherigen Diagnosen. Sie stützte sich auf eine zunehmende Zahl von ‹Symptomen›, die fast alle als ein normales Verhalten von Kindern anzusehen sind. […] Eine Lösung kindlicher Probleme, in dem Bereich, wo sie entstanden sind, nämlich im pädagogischen Bereich, wurde aufgegeben.»
In dieser Weise weist Dr. Bau auch im Hinblick anderer zu früh gestellter Diagnosen wie Autismus und Asberger-Syndrom auf eine den Kindern schadende Psychiatrisierung ihrer Auffälligkeiten hin.
Eine solche Stimme ist dringlich geboten. Mit Recht prangert es der Kinderarzt an, dass in vielen Einzelfällen hier der Mensch auf diese Weise um eine seelisch gesunde Entfaltung, um ein unbeschwertes Aufwachsen gebracht wird.
Als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin möchte ich hinzufügen, dass einer solchen zu Recht angemahnten gefährlichen Verkünstlichung unserer Kinder nur durch eine natürliche Nähe zwischen der Mutter und dem Kleinkind in den ersten Lebensjahren und damit eine Abstützung der normalen Familie begegnet werden kann. Dr. Bau bereitet mit seiner fachkompetenten Schrift den Weg dazu vor, einen gesünderen Weg einzuschlagen. Die Kinder zu behandeln, als seien sie krank, macht sie erst krank, betont dieser weise Kinderarzt und plädiert dafür, der schöpferischen Potenz unserer Kinder Rechnung zu tragen.

Christa Meves, Uelzen

 

Den Kindern die ältere Generation näherbringen

Herzlichen Dank für die ausgezeichneten aufschlussreichen Artikel in Ihrer Zeitung. Insbesondere die Beiträge zu pädagogischen Fragen lese ich mit grossem Interesse. Sie helfen mir – angesichts allgemein hektischer Betriebsamkeit rund um «Schule» – ausserordentlich, mich auf den Kern meiner Aufgabe als Lehrerin zu konzentrieren. Insbesondere der Artikel von Dr. Eliane Gautschi «Die Verbundenheit zwischen den Generationen stärken» in der Ausgabe vom 17. Dezember hat mich tief berührt.
Schwere Erkrankungen machten es im vergangenen Jahr notwendig, meine Eltern in einem Seniorenheim betreuen zu lassen. Trotz eines kompetenten freundlichen Pflegepersonals war der Mangel an Zuwendung bei vielen Bewohnern spürbar. Wie freuten sie sich über ein wenig Interesse an ihrem Leben, ein paar nette Worte und wie gross war vor allem die Freude an Kindern. Oft hatten wir unsere drei Kinder ins Seniorenheim mitgenommen oder sie fuhren allein dorthin. Sie lernten dabei, sich ganz auf die Bedürfnisse und das Tempo eines älteren kranken Menschen einzustellen, Vorsichtsmass­nahmen zu beachten, um die Grosseltern oder andere Bewohner nicht zu gefährden, und vieles mehr. So musste jedes unserer Kinder einen erwachseneren Zugang zur Grossmutter und zum Grossvater finden, denn es war nicht mehr so wie früher, als die Grosseltern sich noch ganz auf sie einstellten.
Alle drei entwickelten eine eigene, ihren eigenen Vorlieben entsprechende Art des freudigen Zusammenseins. Der Jüngste zum Beispiel nutzte mit Opa die Angebote für alle Bewohner des Seniorenheims. Pünktlich holte er den Grossvater im Rollstuhl ab und fuhr ihn zum gemeinsamen Kegeln ins Erdgeschoss. Dort übernahm er die wichtige Aufgabe, die Bälle der meist körperlich eingeschränkten Menschen zurückzuholen, Kegel wieder aufzustellen usw. Die Senioren freuten sich an der Frische und Spontaneität, die er als Kind hineinbrachte.
Das Zurücknehmen eigener momentaner Bedürfnisse zugunsten eines viel grösseren Glücks, nämlich Oma und Opa helfen oder eine Freude bereiten zu können, war das Schönste, was unsere Kinder bei den Besuchen erleben durften. Die intensive Zeit mit den Grosseltern wurde zu einem Geschenk für die ganze Familie, weil wir in der Begegnung mit ihnen zur Ruhe kommen mussten, um ganz für sie da zu sein. So blieben alle Anforderungen des Alltags in diesen schönen gemeinsamen Momenten aussen vor. Das ist es, was bleibt.
Schon länger denke ich darüber nach, wie ich die ältere Generation auch meinen Grundschulkindern gefühlsmässig näherbringen kann. Der Beitrag von Frau Gautschi gab mir dazu wertvolle Anregungen.

Sigrid Schiller, Rellingen

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